Dienstag, 16. August 2022

Ein Hoch auf die Unvollkommenheit

In der heutzutage so wichtig gewordenen Sozialmedia Welt wird überall das Schöne, Strahlende und Vollkommene gefeiert. Wir posten das kreativ angerichtete Essen im Restaurant, den schön gepflegten Garten, den tollen Urlaubsort, das schicke neue Kleid oder Auto...

Selten findet sich da ein Bild vom misslungenen Mittagessen, dem wuchernden Unkraut im Vorgarten, dem täglichen Alltags Einerlei, oder dem Abend vor dem Fernseher im ausgeleierten Jogginganzug. Das will ja auch keiner sehen wird der ein oder andere von euch jetzt denken. Mag sein, dass das unattraktiv ist, und doch verfälscht es oft den Eindruck den wir gewinnen. Denn ist es nicht so, dass wir uns oft im Minderwert wiederfinden weil es bei uns oft gerade die glanzlosen Dinge sind die überwiegen. Und das scheinbar immer tolle Leben der andern weckt den Neid in uns, und verführt uns dazu dem immer Besser, Schöner, Toller nachzurennen, anstatt das mit Dankbarkeit zu betrachten was wir haben.

In einem Gespräch über die von mir geposteten Bilder auf solchen Seiten, sagte mir eine Person: "Ihr seid aber auch ständig im Urlaub, Du und dein Mann." - Ich stutzte und musste dann schmunzeln. Denn es waren lediglich Fotos von gemeinsamen Spaziergängen in Nachbarschaft und näherer Umgebung. Wenn man da nicht weit entfern eine Heidelandschaft in einer Sandgrubbe hat, kann schnell der Eindruck entstehen man wäre in der Lüneburger Heide (die ich persönlich noch nicht gesehen habe) unterwegs.

Diese Aussage brachte mich dazu mal darüber nachzudenken was wäre wenn wir neben unseren Highlights auch mal den schlichten Alltag oder, ganz mutig, auch mal die Patzer herzeigen würden. Das noch nicht vollkommene und ausgereifte sondern das noch in der Entwicklung befindliche. Vielleicht könnten wir einander auf dem Weg des Werdens helfen anstatt einander um die vermeintliche Perfektion zu beneiden. Würde das nicht vielleicht sogar die Beziehungen vertiefen, weil wir einander authentischer und echter begegnen.

Jetzt nahtlos dazu überzugehen über meinen Sommer zu schreiben und den Urlaub in Italien, erscheint vielleicht als Wiederspruch zum vorher geschriebenen. Und doch war es in diesem Jahr meine Herausforderung das Gute in dieser Zeit zu finden wofür ich dankbar sein kann. Waren wir doch so viele Jahre dankbar genau an diesem Ort Urlaub machen zu dürfen, weil es zu unseren familiären Umständen passte - die Kinder hatten die Möglichkeit im feinen Sand zu spielen, im flachen Meer sicher zu baden und im Pool zu planschen. Mit einem festen Strandplatz und vorhandenem Schirm mit Liegen, mussten wir nicht auch noch, zusätzlich zu allem anderen was Kinder so brauchen, Strandutensilien mit uns mitschleppen. Es war viele Jahre ein guter Platz zur Erholung.

                   


Doch in diesem Jahr störte mich der sehr überlaufene Ort und wir hatten sehr, sehr viele Algen im Meer und das Baden darin war für mich (bin sehr empfindlich) und sogar für meinen Mann schier unmöglich. So begnügten wir uns damit uns im Pool zu erfrischen der zu unserer Anlage gehörte. Doch in der zweiten Woche wurde das Wasser klarer und wir konnten noch einige Tage das Meer genießen. Gott ist so gut zu uns! Ich hatte ihn darum gebeten mir diese Freude zu gönnen und klareres Wasser zu schenken, doch nicht wirklich damit gerechnet. Doch er hat es möglich gemacht, welch ein Wunder!

Die Hitze in diesem Jahr hat mir auch sehr zugesetzt, doch zu wissen, dass es in großen Teilen Europas und auch in Deutschland zu dem Zeitpunkt nicht anders war, ließ mich dankbar sein für die Klimaanlage, die ich zu Hause nicht gehabt hätte. So konnte ich mich in der kleinen Wohnung doch immer wieder von der Hitze draußen erholen, welch ein Segen.

Ich beschwerte mich bei meinem Mann, dass dieser Ort so gar nichts Schönes zu bieten habe und so gewöhnlich touristisch sei. Er fuhr mit mir nach Venedig - doch diese Stadt ist ja dermaßen überlaufen und voller Menschen, die großen Sehenswürdigkeiten nur mit stundenlangem Warten zu besichtigen möglich. Der Frust wollte überhand nehmen, als wir ein wenig Abseits das Leonardo da Vinci Museum entdeckten, und sofort die Möglichkeit hatten es zu besichtigen. So bekam ich meine Portion Kultur. 

                


                  



                                                  


Die Rialto Brücke in Venedig

Oh ja, er hatte es in diesem Sommer nicht leicht mit mir, mein lieber Mann 🙈 doch ich übte mich fleißig darin die guten Dinge zu entdecken an denen ich mich freuen könnte. An unserem letzten Abend dann gab es noch ein Konzert an der Promenade, mit Musik aus den 80gern und 90gern das uns gut gefiel, und einen Handwerker und Handarbeitsmarkt mit vielen schönen, kreativen Dingen an denen ich mich erfreuen durfte. Ja, der Ort gab sich alle Mühe bei mir einen positiven letzten Eindruck zu hinterlassen ;-)  Mal sehen, vielleicht kommen wir ja doch noch irgendwann einmal wieder. Doch im Moment sehne ich mich danach neue Plätze für uns zu entdecken, Schönheit an anderen Orten zu finden und vielleicht einen neuen Ort zu unserer fernen Heimat zu machen. Die große Herausforderung dabei ist, dass wir keine Abenteurer sind und immer eher zum schon vertrauten greifen. Mal sehen wie wir sie meistern werden.


Mein Schatz vom besagten Markt. Ein Geschenk meines Mannes für mich 💖



Mein spärlicher Erfolg beim Gärtnern -

- dieses Jahr wollte es irgendwie nicht wachsen, und was doch noch zu sprießen begann wurde schnell wieder von den Schnecken verputzt. Nachdem ich die Übeltäter doch noch erwischt hatte, haben es drei Rote Beeten, ein Salat und drei Möhren geschafft an Größe zuzunehmen. ich bin schon gespannt wie sie schmecken werden.


                                                


Noch ein letzter Blick in den Abendhimmel, beim Spaziergang mit meinem Liebsten. Die frische des Abends genießen und tief durchatmen, welch ein Segen.

Und dann ran an den Bücherstapel, die lese ich gerade alle parallel. Immer gerade das was dran ist. Den Roman "Das Mädchen aus Herrenhut"  habe ich im Urlaub genossen, sehr spannend aber doch leichte Lektüre. Genau richtig für einen entspannten Urlaub.

Das Buch "Freundinnen" von Ute Horn habe ich auch schon durch. Auch leicht zu lesen und in Kürze ein guter Überblick über die verschiedenen Freundinnen des Lebens und wie ich selbst eine gute Freundin für andere sein kann. 

An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an all die tollen Freundinnen die mit mir durchs Leben gehen. Schönes und schweres mit mir teilen, mir Trost und Ermutigung sind, ein offenes Ohr für mich haben, mir mit gutem Rat zur Seite stehen und mich im Gebet tragen. Was wäre mein Leben ohne euch ihr wunderbaren Frauen! 

Mittwoch, 6. Juli 2022

In Erwartung dessen was kommen wird

Es ist mal dringend an der Zeit hier etwas Staub zu wischen :-)

Lang ist es her, seit ich mich mal gemeldet habe.
Und viel ist passiert seit dem.

Je mehr sich das Leben in die alten Bahnen einfädelt, desto weniger Zeit scheint übrig zu sein und auch weniger Gedanken die sich in geschriebene Worte ergießen gönnen.

Anfang des Jahres 2019 stand es endgültig fest, dass ich wieder in meinen Job zurück muss oder ganz kündigen. Eine vorübergehende Erwerbsminderungs Rente wurde abgelehnt, das Krankengeld und weitere Maßnahmen ausgelaufen. Also versuchte ich den Wiedereinstieg in kleinen Schritten.
Es war nicht ganz einfach und durchaus herausfordernd und doch ging es besser als erwartet.
Die Kollegen nahmen mich mit viel Einfühlungsvermögen auf und machten mir den Neustart leicht.
Ich begann wieder Wurzeln zu schlagen, Zukunft zu planen, an möglichen Modellen der Zusammenarbeit zu tüfteln.  Obwohl für mich vorher fest stand, dass ich nur noch das Schuljahr zu Ende bringe und dann kündige, bröckelte mein Entschluss.

Meine Gaben und Fähigkeiten waren doch eindeutig in diesem Bereich, von Eltern und Kollegen bestätigt und selbst so empfunden, wuchs in mir das Unverständnis über den (un)nötigen Bruch.
Und doch hatte ich eine tiefe innere Gewissheit darüber, dass meine Aufgabe hier zu Ende war.
Trotzdem keimte die Hoffnung auf Wiederbelebung, mit weniger Verantwortung, dachte ich würde es möglich sein. Doch Gott hatte anderes mit mir im Sinn.
Ich wurde wieder krank und schleppte mich mit verschiedenen, nicht endenden Infekten 7 Wochen lang durchs Leben. Es schien nichts zu helfen, nicht einmal Antibiotika. Bis ich endlich kapitulierte!

Ich tat den unvermeidlichen Schritt und kündigte, schweren Herzens, offiziell meine Stelle. Meine Gesundheit stabilisierte sich daraufhin stetig, doch die Frage blieb: Was jetzt?
Einige Tage später, erzählte mir ein Freund von seiner neuen Arbeitsstelle und dass er den Eindruck habe es wäre der perfekte Job für mich, aber ich hätte ja schon eine Stelle. Völlig verblüfft erzählte ich ihm von meiner Kündigung und bewarb mich ein paar Tage später auf Grund seiner Empfehlung bei der Bildungsagentur. Unversehens hatte ich einen Monat später wieder einen Job, und probierte mich in neuen Aufgaben. Es war eine große Herausforderung, doch ich fand mich immer besser rein und gewann Freude an der neuen Aufgabe. Aber ich merkte schnell wie sehr mich auch diese Arbeit an meine Grenzen brachte und ich oft völlig erschöpft nach Hause kam. Als dann auch noch das Corona Karussell uns auf seine Fahrt mitnahm und zu starken Spannungen im Team führte, entschied ich mich in diesem Jahr, auch hier einen Schlussstrich zu ziehen. 

Jetzt finde ich mich in einer Warte und Wachstumszone wieder. Habe einige Ideen für Weiterbildungen und versuche mich im Schreiben. Habe dabei viel Zeit für meine Kinder, die sich teilweise auch gerade in Orientierungsphasen befinden. Berate, ermutige, schiebe auch manchmal und bete.
Welch ein Trost ist es für mich zu wissen, dass ein mächtiger Gott alles in seiner Hand hat und unsere Wege lenkt.

"Der Mensch plant seinen Weg, aber der Herr lenkt seinen Schritt:"  Sprüche 16,9

"Gottes Wege sind vollkommen. Alle Worte des Herrn sind wahr.
Allen, die sich zu ihm flüchten, bietet er Schutz."    2.Samuel 22,31

"Gott gibt mir Kraft und macht meinen Weg sicher."   Psalm19,33

Ich will versuchen euch demnächst wieder öfter mit in meinen Alltag blicken zu lassen, in die Themen die mich bewegen oder beschäftigen. Meine neuen "Hobbys" und Überzeugungen wie zum Beispiel die Vollwert Ernährung, das Brot backen - mittlerweile auch mit Sauerteig, eine neue Sprache zu lernen, und immer wieder Bücher, Bücher, Bücher 

Schreibt gerne in die Kommentare, was euch am ehesten interessieren würde.

Ab und zu lasse ich euch vielleicht auch mal einen Blick in ein Date mit meinem Lieblingsmensch erhaschen. Seit unsere Kinder groß und selbständig geworden sind haben wir es uns zum Ziel gesetzt einmal im Monat miteinander auszugehen oder etwas besonderes zu unternehmen. Uns war es schon immer wichtig einander im Trubel des Familienalltags nicht aus dem Blick zu verlieren, doch mit kleinen Kindern war das nicht immer einfach. Jetzt hat sich die Situation zu unseren Gunsten geändert, und es sind die Kinder die uns auch mal weg komplimentieren mit der Frage wann seid ihr denn mal wieder länger weg? Wir möchten unsere Kumpel mal wieder für ein paar Tage zum zocken einladen. 
Und in diesen Sommerferien haben wir sogar zwei Wochen das Privileg Kinderfrei zu haben weil sie sich auf diversen Freizeiten befinden. Eine ungewohnte Situation plötzlich Stille im Haus zu haben, nur noch für zwei kochen zu müssen (bei zwei Söhnen über 1,80 mit dem Appetit Heranwachsender ein großer Unterschied) und keine Taxifahrten mehr zu haben. 
Das sind die kleinen Übungsphasen in denen die Kinder das Selbständig sein trainieren und wir Eltern die Zweisamkeit neu erleben, ein kleiner Vorgeschmack auf die Zeit wenn das Nest leer und das Haus still sein wird. Gut wenn man jetzt schon den Focus auf  das miteinander richtet und nicht nur ein nebeneinander lebt, das nach Wegfall der Familiären Pflichten nur noch Fremdheit und Leere hinterlässt.

In diesem Sinne, ein Gruß von der Blaubeer Route bei den Externsteinen in Horn-Bad Meinberg. Da hat es uns die Tage hin verschlagen und staunen lassen wie viele Blaubeersträucher da wachsen.





Unterwegs auf unwegsamen Wegen :-)


               






Pause am Blaubeermeer



Freitag, 28. September 2018

Unerwartete Frucht

Vor einigen Monaten wurde unser Garten komplett aufgewühlt.
Auf der einen Seite wurde eine Terrasse ausgehoben und mit dem Erdaushub der restliche Garten ausgeglichen um das abfallende Grundstück zu begradigen. Da der Bagger durch den Vorgarten auf das Grundstück fahren musste sah es um das Haus herum dementsprechend aus.
Überall aufgewühlte Erde und zerdrückte Pflanzen.
Natürlich haben wir versucht einige Pflanzen, die uns wichtig wahren, vor der Zerstörung zu retten, indem wir sie an sichere Plätze umpflanzten.
Doch die langanhaltende Hitze und der Wassermangel haben es uns schwer gemacht die Pflanzen zu retten. Bei einigen dachten wir es sei uns gelungen um dann nach unserem Urlaub festzustellen - die größte Hitze kam in unserer Abwesenheit und gab den Büschen den Rest. Wir konnten nichts mehr tun. Alle Bemühungen waren vergeblich.

Da es solange trocken war, lohnte es sich auch nicht Rasen auszusäen da er ohne ständige Bewässerung eh nicht hätte keimen und Wurzeln schlagen können.
Also arrangierten wir uns fürs erste mit der Wüste unseres Gartens.










Doch mit der Zeit sprossen immer mehr Pflanzen ganz von selbst aus dem Boden. Löwenzahn, Disteln und sonstiges Unkraut - das ist ja klar, was man nicht braucht wächst ohne jedes Zutun, pflege oder Wasser. 
Doch dann entdeckten wir noch mehr.
Wassermelonen, Topinambur, Physalis - und unsere Augen wurden groß.
Keine Ahnung wer uns diese Samen in den Garten getragen hat - die Vögel, der Wind oder vielleicht sogar die Kinder. Doch eines wussten wir, sie waren ganz ohne unser Zutun gewachsen und entwickelten unerwartete Frucht.



Ob sie je genießbar sein wird bezweifle ich, da die Pflanzen erst spät im Sommer zu wachsen begannen. Doch darf ich erleben das manches einfach wächst weil der Schöpfer es so angelegt hat. Bestimmte Pflanzen fähig gemacht hat mit wenig aus zukommen und doch Frucht zu bringen und bei anderen wiederum nützt die größte Mühe nichts - sie gehen ein wenn sie nicht die Fülle haben oder die richtigen Bedingungen.
Vielleicht passte die Bodenbeschaffenheit nicht.
Vielleicht der Platz.
Vielleicht das Wetter.
Vielleicht der Zeitpunkt.

Mich lässt dieses Bild nicht los!
Immer wieder sehe ich die wachsende Wassermelone und den vertrockneten Strauch und frage mich was soll ich daraus lernen?
Was will Gott mir damit sagen?
Ich spüre deutlich, dass es eine wichtige Lektion sein kann.

Darum schaue ich auf mein Leben, die Bereiche in die ich investiere und doch nicht voran komme und dann sind da Dinge die scheinbar ganz von allein wachsen, ohne mein Zutun, und trotzdem Frucht bringen.

Im Sommer Urlaub im Süden zu machen, das ist der große Luxus den wir uns fast jedes Jahr gönnen. Und wir glaubten, dass es auch für unsere Kinder der Höhepunkt des Jahres ist.
Wir investierten in die Bequemlichkeit und den Komfort - Wohnung mit großer Terrasse, Klimaanlage und Pool. Am Strand noch einen zweiten Schirm Platz - damit ja alle zufrieden und glücklich sind.



Und doch war die Spannung in der zweiten Woche kaum auszuhalten. Immer häufiger Streit und Unzufriedenheit aufgrund der engen Wohnverhältnisse, des nicht immer Algen freien Wassers, der andauernden Hitze und der mangelnden Abwechslung.
So sehr wir uns bemüht hatten den Urlaub für alle schön zu gestalten, drifteten die Erwartungen und die Möglichkeiten zusehr auseinander und die erwartete Frucht der Erholung und Entspannung blieb weitestgehend aus.
Das Urlaubs Modell, das wir seit Jahren haben, konnte diese Jahr nicht mehr zum Ziel führen weil sich die beteiligten Personen mittlerweile zu sehr verändert haben. Es ist nicht mehr das selbe ob mann mit vier kleinen Kindern oder vier Teens in den Urlaub fährt.




Wir werden neues aussäen müssen um positive Früchte zu bekommen, denn den alten Strauch einfach umzupflanzen - wie wir es letztes Jahr mit Kroatien versucht haben - funktioniert auch nicht.


Dann ist da noch meine Gesundheit Situation.
Seit drei Jahren kämpfe ich mit der Begrenzung meiner Kraft, versuche wieder arbeitsfähig und belastbar zu werden. Doch es geht zwei Schritte vor und einen oder mehr zurück. Langsam spüre ich positive Veränderung aber es geht nur im Schneckentempo voran.
Doch Gott nutzt die Zeit um mich in die Tiefe zu führen. Meinen Verletzungen, alten Wunden und negativen Verhaltensmustern auf den Grund zu gehen. Beziehungen zu klären und Krafträuber zu eliminieren.
Es ist nicht die Frucht die ich angestrebt habe, und doch ist sie um Weiten wichtiger weil sie mich frei macht und mich zum positiven verändert.

Eigentlich würde ich mich jetzt in Geschäftigkeit verlieren weil heute geputzt werden muss und Kuchen gebacken - denn morgen erwarte ich an die 20 Gäste um die Geburtstage meiner Kinder zu feiern. Und doch sitze ich hier und tippe weil ich das starke Gefühl hatte, das hier jetzt aufschreiben zu müssen.
Und vielleicht sitzt du jetzt an deinem Bildschirm und ließt mein Geschreibsel und es ist genau das Wort für dein Herz.
Dann freue ich mich über diese unerwartete Frucht.
Gott säte sie aus, und darum braucht es mein Zutun nicht mehr um genau das zu tun - Frucht zu bringen!

Sei gesegnet und lass die unerwartete Frucht zu!



Und ich würde mich freuen wenn du mir hier vielleicht eine kurze Nachricht da lässt :-)




Montag, 3. September 2018

Freiraum

Ich liebe Bilderbücher!
Habe ich das schon mal erwähnt?

Vor einer Woche war es endlich soweit, wir konnten unsere Möbel im Wohnzimmer aufstellen und die fast letzten Kisten, hauptsächlich gefüllt mit Büchern, CD`s und Filmen, auspacken.  Dabei musste ich feststellen, dass das Regalbrett für meine Bilderbücher zu klein geworden war.
Meiner Meinung nach hatten sie vor dem Umzug noch alle hinein gepasst und mussten sich auf ach so wundersame Weise vermehrt haben.
Der trockene Kommentar meines Mannes war: "Du kannst dir keine Bücher mehr kaufen, das Regal ist voll!" -  "Na das werden wir noch sehen." Habe ich mir gedacht. Da werden sich doch Lösungen finden lassen.


Mein neustes Schätzchen, das ich mir vor einigen Wochen gegönnt habe, hat mich schon im Laden beim Probelesen voll gepackt. Denn die schönsten Bilderbücher sind süße Geschichten für Kids mit viel Tiefgang für Muttis ;-)


Und so eine Geschichte fand ich in diesem Buch.
Tilda Apfelkern, die kleine weiße Maus, beschloss eines Tages einen unbenutzten Raum in ihrem verwinkelten Haus zu renovieren und in Gebrauch zu nehmen.
Alle ihre Freunde eilten herbei um ihr beim Renovieren zu helfen und der Raum wurde genauso schön wie Tilda ihn sich vorgestellt hatte.

"So ein leeres Zimmer war wie ein ganz neuer Anfang. Alles war möglich und kaum etwas unwahrscheinlich. Ja, beinahe konnte Tilda ihren neuen Raum flüstern hören: Komm schon, lass uns etwas Besonderes aus mir machen."
                        Andreas H. Schmachtel aus Tilda Apfelkern und die Freunde vom Heckenrosenweg

Jetzt stand allerdings die Frage im Raum WIE sie diesen Raum denn jetzt nutzen wolle.
Ihre Freundin Molly versuchte mit Ideen und Rat zu helfen und so gingen sie die verschiedenen Möglichkeiten durch:
- Ein Schlafzimmer könnte es doch werden, aber da hatte Tilda doch schon eins in dem sie sooo gut 
  schlief
- Oder vielleicht eine Bibliothek - aber Tilda war der Meinung, dass sie die Bücher in verschiedenen
  Räumen bräuchte z.B. die Kochbücher in der Küche
- Ein Nähzimmer war Mollys Lieblings Idee, aber Tilda fand sie würde nicht genug Nähen um ein
  extra Zimmer dafür zu brauchen
- es kamen noch einige andere Ideen auf die Tilda aber alle als nicht brauchbar verwarf
- und dann beschloss sie den Raum einfach leer zu lassen, sozusagen als Freiraum

Sie holten sich eine Decke und zwei Kissen, ließen sich inmitten des sonnendurchfluteten Zimmers nieder und machten ein Picknick. Sie hätten dieses Picknick auch überall anders machen können, aber dieser Freiraum war so schön geworden, dass sie es auch gleich hier machen konnten.

Wie wunderschön! Ein Freiraum der nicht gleich wieder vollgestopft wird mit Wichtigem und Dringendem, sondern einfach Freiraum sein darf für Schönes, für Beziehung, für Leben und Freude.
Diese Geschichte hat mich so tief berührt, da werdet ihr wohl verstehen, warum ich dieses Buch nicht im Laden lassen konnte.
Dabei wollte ich es aber nicht belassen. Ich nahm mir vor bewusster nach solchen Freiräumen in meinem Alltag ausschau zu halten und sie auch mit Schönem füllen lassen, mit Zeit in der meine Seele atmen kann und mein Herz aufblühen. Am liebsten mit einem Menschen der mir der liebste auf der Welt ist.

In der ersten Ferienwoche ergab sich dann so ein Freiraum.
Die Kinder auf diversen Freizeiten verteilt, hatten wir plötzlich einen ganzen Tag für uns zu zweit.
Wir mieteten uns zwei E-Bikes und machten uns ,zuerst mit dem Auto, auf den Weg zur Weser.
Dort angekommen schwangen wir uns in die Sattel und radelten auf dem Weserradweg von Porta Westfalica Richtung Petershagen los. So mitten in der Woche war auch gar nicht so viel los. Die Sonne schien vom Wolkenlosen Himmel, was sie in diesem Jahr doch schon recht oft getan hat, und ein angenehmer Wind machte den Tag herrlich angenehm.






Das Highlight des Tages war unser Picknick direkt am Wasser auf einer menschenleeren Wiese.
Ein kleines Nickerchen im Schatten eines Baumes und die gemeinsam genossene Zeit mit meinem Lieblingsmensch. Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten und den Moment festgehalten.
Doch auch diese Zeit ging zu Ende und wir mussten wieder in die Sattel und zurück zu unserem Auto, in unsere Stadt, in unseren Alltag.







Entdeckst du hier das Storchennest


Die Störche von Petershagen



Und doch sind solche gut genutzten Freiräume die Quellen, die unseren Alltag mit schönen Erinnerungen und positiven Gefühlen speisen und Beziehungen stärken die uns im Alltag tragen.

Denn all das Wichtige und Dringende nimmt uns dann ganz von alleine wieder in Beschlag.
Aufgaben und Verpflichtungen, Beruf und Haushalt, Geburtstage und Abschiede, Gartenarbeit und Renovierung.

Der Sommer ist nur so dahin geflogen mit seinen langen Abenden an denen es endlich mal etwas erträglicher wurde mit der Hitze und man sich wieder raus auf die Terrasse traute.
Den späten Frühstücken weil man nach durchschwitzten Nächten erst in den Morgenstunden in den Schlaff zu finden schien.
Den entspannten Urlaubstagen in denen man faul im Schatten Bücher las und Eiskaffee schlürfte.

Und schon ist es wieder Zeit die Schultaschen zu packen und sich an das frühe Aufstehen zu gewöhnen. Passend zum Schulstart sind auch die Temperaturen etwas abgekühlt. Die Köpfe werden jetzt vom Lernen und Denken heißlaufen, da ist eine niedrigere Außentemperatur doch schon recht hilfreich.

Und ich halte Ausschau nach dem nächsten Freiraum.
Einem Freiraum der mit Schönheit, Gemeinschaft und Freude gefüllt werden möchte.

Und hoffe ihr findet diese Freiräume in eurem Alltag auch.

Mein neuer Lieblingsplatz

Dienstag, 24. April 2018

Worte

"Warum schreibst du nicht mehr?" wurde ich die Tage mal gefragt.
Und ich muss feststellen, dass ich mich seit Weihnachten hier nicht mehr gemeldet habe.
Seit dem habe ich einige male da gesessen und nach Worten gesucht. Habe mich gefragt ob sie mir zwischen Kisten und Möbeln verloren gegangen sind oder eingefroren wie der Bach hinter dem Haus.
Der Bach ist mittlerweile wieder eisfrei und plätschert über Stock und Stein dahin, doch meine Worte fließen nur zäh.
Einige musste ich aber auch verschwenden für Anträge und Widersprüche und den niemals endenden Wahnsinn der deutschen Bürokratie. Da ich seit meinem Burnout nicht wieder soweit belastbar bin um meinem Beruf nachzugehen, habe ich eine Rente beantragt doch diese Mühlen mahlen sehr langsam und zäh, und brauchen viel Ausdauer, überzeugende Worte und Kraft zu kämpfen.




Einige Worte wiederum sind auf andere Seiten geflossen und haben mir gezeigt, dass Kreativität und Sprache die Kunst meiner Seele sind. Die Geschichten die mein Leben schreibt in Worte zu fassen und weiter zugeben, sei es in geschriebener Form, wie hier, oder im Gespräch.
Worte helfen mir auf vielfältige Weise mein Leben zu gestallten, zu wachsen und zu reifen. Ich brauche immer wieder den Austausch mit anderen Menschen. Sei es der freundliche Gruß beim Blick über den Gartenzaun, der kleine Plausch beim Spaziergang oder Einkauf , oder das tiefe Gespräch mit meinem Mann oder einer Freundin.

Das Eis zu den Nachbarn haben wir durch eine kleine Einladung auf Glühwein, Punsch und Kaffee gebrochen (das war im Januar) und dem Plausch über den Gartenzaun Tür und Tor geöffnet. Man trifft sich mal am Spielplatz oder einfach auf der Straße und weiß zumindest schon mal wo man wohnt und wie man heißt. Heraus aus der Anonymität der Stadt wollte ich es schaffen und ich bin auf dem besten Weg dahin. Ich bin angekommen und fühle mich in der Gemeinschaft willkommen und aufgenommen.

Ach, und dann sind da die vielen "vergeblichen" Worte!
"Räum bitte dein Zimmer auf!"
"Bring bitte den Müll raus!"
"Hört endlich auf zu streiten!"
"Stehst du jetzt bitte mal auf du musst zur Schule!"
Jeder der Kinder hat kennt diese Worte, und wie oft habe ich das Gefühl sie zur Wand zu sprechen, zumindest ist das Ergebnis oft das gleiche.
Und natürlich die vielen Diskussionen, mit den älter werdenden Kindern, haben einen enormen Wörterverschleiß. Dann wiederum bin ich dankbar, dass wir miteinander im Gespräch sein dürfen. Dass sich Worte finden lassen um Verletzungen zu lindern, Missverständnisse zu klären, Unmut zu beschwichtigen, Streit zu versöhnen und vor allem Liebe zu bezeugen. Denn trotz aller Reibereien ist es doch die Liebe zu einander die uns zusammen hält.

Love is what binds us together


Und dann gibt es da die Situationen, da fehlen einem die Worte weil nicht reden sondern Handeln angesagt ist.
Eine solche, banale Situation hatten wir im Februar. Mitten im Nachmittäglichen Ruhemodus, riss uns ein unbändiger Lärm vom Sofa, Bett oder wo wir Hausbewohner uns grade hin zurückgezogen hatten. Alles traf sich in der Diele um der Ursache auf den Grund zu gehen, und schlussendlich fest zustellen, dass das Regalsystem in der Speisekammer der Belastung nicht stand gehalten hatte und sich aus der Wandverankerung gerissen hatte um sich von der Last der darauf gelagerten Vorräte und Haushaltsgeräte zu entledigen. Die wiederum dem rasanten Abwurf nicht standhalten konnten und nun in einem heillosen Durcheinander aus zerschlagenen Wein-, Öl-, Soßenflaschen, Marmeladengläsern, Kirschkonserven, Mehl- und Zucker Packungen und vielem mehr lagen.
Beim Anblick dieses Chaos fehlten uns die Worte!
Doch Unglück schweißt auch zusammen, und so packten alle mit an das Chaos zu beseitigen und die noch nutzbaren oder unbeschädigten Dinge aus der Ölig, klebrigen Maße zu holen und zu reinigen.

Jetzt haben wir ein doppelt gesichertes Regalsystem. Ich glaube nicht das wir einen solchen Supergau noch einmal erleben werden. Und auch da waren Worte so wichtig - einander zu versichern dass weder der eine noch der andere daran Schuld hat. Manche Dinge passieren und müssen einfach so hingenommen und verarbeitet werden doch wir neigen schnell dazu immer erst die Schuld Frage klären zu wollen - Habe ich die Regale zu schwer beladen, oder waren sie nur nicht gut genug an der Wand verschraubt? Doch das bringt uns nicht wirklich weiter. Es miteinander wieder in Ordnung zu bringen, einander Mut zu machen das waren die Worte die uns nützten und einander näher brachten.

Lachen musste ich als ich, beim wieder Einräumen, die schweren Weinflaschen wieder auf das oberste Regal räumen wollte und mein Mann mich fragte, warum sie denn nicht auf dem Boden stehen können.

Naja, sollen Dinge an die die Kinder nicht dran dürfen nicht immer außer Reichweite gestellt werden?
Das ist im Grundsatz richtig!

Doch mir liefen bei dem Gedanken die Lachtränen über die Wangen, denn unsere Kinder sind teilweise schon größer als mein Mann und der ist mit mehr als 1,80 auch nicht gerade klein. Also wären die Weinflaschen auf dem obersten Regal nicht wirklich außer Reichweite.
Manchmal müssen sich die Maßnahmen und Gewohnheiten an die Umstände anpassen.
Musste ich doch letztens tatsächlich meinen 14 jährigen Sohn bitten mir die Kindersicherung des Backofenreinigers zu öffnen weil meine Kraft dafür nicht ausreichte.
Langsam aber sicher kommen unsere Kinder auf unsere Augenhöhe, wie wichtig ist es dann ihnen das auch zuzugestehen. Doch es ist ein schmaler Grat der da zu begehen ist, wo noch Grenzen gesetzt und wo Freiheiten gewährt werden müssen. Die richtigen Worte zu finden um dem Teenager zu zeigen du bist ernst genommen und gleichzeitig den Rahmen zu wahren in dem sie Geborgen und Sicher sein können. Das braucht oft vieler weiser Gedanken und Worte.

Seht es mir bitte nach wenn meine Worte also oft anderweitig strapaziert und aufgebraucht werden.
Denn auch wenn ich recht viele davon habe und mich gerne mitteile, habe ich gemerkt dass sie manchmal versiegen, dass die Geschichten Zeit brauchen bis sie erzählt werden können und doch hoffe ich, dass sie berühren, ermutigen und Freude machen.